Intelligente Stromzähler – Energieeffizienz contra Datenschutz

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Technische Innovationen machen auch vor dem klassischen Stromzähler nicht Halt, und das aus gutem Grund. Smart Metering, auf Deutsch etwa: Intelligente Messung, bietet vielversprechende Möglichkeiten, um Verbraucher beim Stromsparen zu unterstützen. Allerdings sind die Geräte nicht dümmer oder intelligenter als jede andere Apparatur auch. Vielmehr geht es um die Verbrauchsdaten, die ohne größere Zeitverzögerung laufend an den Energieversorger übermittelt werden. Da sie weitreichende Rückschlüsse auf die Lebensgewohnheiten der Kunden zulassen, müssen vor dem endgültigen Durchbruch der neuen Zählergeneration zunächst wichtige Sicherheitsaspekte geklärt werden. Wir informieren Sie über die wichtigsten Eckpunkte und den aktuellen Stand der Diskussionen.

Digitaler Stromzaehler © Gerhard Seybert, fotolia.com
Digitaler Stromzaehler © Gerhard Seybert, fotolia.com

Intelligente Stromzähler – das richtige Maß an Transparenz

Die weit verbreitete Strom-Abrechnung mittels Abschlagszahlungen, die sich am Verbrauch des Vorjahres orientieren, erscheint heute nicht mehr zeitgemäß. Schließlich ist es beispielsweise bei der Telefon- oder DSL-Rechnung gang und gäbe, zeitnah die tatsächlich in Anspruch genommenen Leistungen zu bezahlen. Intelligente Stromzähler ermöglichen die aktuelle Abrechnung des verbrauchten Stroms und weisen den Kunden durch steigende oder fallende Rechnungsbeträge unmittelbar darauf hin, ob sein Verbrauch in den letzten Wochen zu- oder abgenommen hat. Viele Energieexperten sehen dieses direkte Feedback als eine wichtige Stellschraube, um den zukünftigen Energieverbrauch bei immer knapper werdenden Ressourcen zu optimieren. Die Technik des Smart Meterings hat sowohl für die Kunden als auch die Energieversorger weitere Vorteile, die wir hier zusammengefasst haben.

Das hohe Maß an Transparenz kann aber auch unerwünschte Nebeneffekte haben. Verbraucherschützer befürchten, dass aus den Daten mehr als nur die zur Abrechnung benötigten Verbrauchswerte abgelesen werden. Schließlich kann man anhand des Profils relativ genau erkennen, wann zum Beispiel ein Haushalt leer steht oder zu welchen Zeitpunkten besonders viel Strom verbraucht wird. Dies ist möglich, da die Daten in kurzen Intervallen, in der Regel alle 15 bis 30 Minuten, an den Versorger gemeldet werden. Zwar wäre auch eine wöchentliche oder monatliche Übertragung denkbar, doch würden damit gleichzeitig auch die Vorteile des direkten Feedbacks verwässert.
Eine mögliche Gefahr geht jedoch nicht nur von neugierigen Energieanbietern aus. Ähnlich wie beim Online-Banking muss zusätzlich Vorsorge getroffen werden, dass die elektronische Datenübertragung nicht von unbefugten Dritten abgefangen oder mitgelesen werden kann. Einbrechern würden präzise Profile über die An- und Abwesenheit von Bewohnern die „Arbeit“ erheblich erleichtern.

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Smarte Stromverbrauchsmessung benötigt Sicherheitsstandards

Die Bundesregierung hat den Handlungsbedarf erkannt. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) stellte im Januar 2011 einen ersten Entwurf zur Sicherheit der Kommunikationseinheit in intelligenten Stromzählern zur Diskussion. Um einen möglichst breiten Konsens aller Beteiligten zu erreichen, ermunterte man sowohl Verbraucherschützer als auch Vertreter aller betroffenen Branchen zum Feedback. Bereits Ende März wurde ein zweiter Entwurf nachgelegt, in den die vielfältigen Reaktionen und Anregungen auf die erste Version eingearbeitet wurden.

Ende Mai soll im Berliner Bundeswirtschaftsministerium schließlich ein dritter und letzter Entwurf erarbeitet werden. Es ist geplant, diesen Entwurf noch im Laufe des Jahres 2011 fertigzustellen und danach zertifizieren zu lassen.

Vermutlich werden die Energieversorger ihre Angebote und Dienstleistungen rund um die intelligenten Stromzähler stark ausweiten, sobald die Zertifizierung erfolgt ist. Durch die damit verbundene Rechtssicherheit und dem gemeinsam anerkannten Sicherheitsstandard dürften viele der bisher vorgebrachten Bedenken entkräftet werden. Ob dies allerdings ausreicht, um der breiten Masse an Privatkunden die neue Technik schmackhaft zu machen, bleibt abzuwarten. Viele Verbraucher gehen mittlerweile sehr viel sensibler mit der Preisgabe persönlicher Daten um als früher. Zu Recht, wie einige Skandale der jüngeren Vergangenheit gezeigt haben. Hier stehen die Energieversorger in der Pflicht, die Vorgaben des Datenschutzes penibel einzuhalten.

Intelligente Stromzähler kommen ohnehin – früher oder später

Den intelligenten Stromzählern gehört die Zukunft. Bereits seit 2010 sind sie in Deutschland in Neubauten und bei Totalsanierungen Pflicht. Alle anderen Verbraucher können beruhigt noch ein wenig abwarten, bis die Sicherheitsbedenken vollständig ausgeräumt sind. Die EU hat im Rahmen des 3. Binnenmarktpakets Energie das Ziel vorgegeben, dass bis zum Jahr 2020 80 % aller Privathaushalte mit intelligenten Stromzählern auszustatten sind. Ab 2022 sollen konventionelle Stromzähler dann ganz der Vergangenheit angehören. Die Umsetzung der Vorgaben ist in Europa unterschiedlich weit fortgeschritten. Während intelligente Zähler beispielsweise in Italien und Schweden bereits weit verbreitet sind, hält sich das Angebot in Deutschland noch in Grenzen. Die meisten Anbieter engagieren sich derzeit lediglich regional oder in Pilotprojekten.

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