Studie: Strompreise können bis 2025 um 70 Prozent steigen

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Strompreise können bis 2025 um 70 Prozent steigen

Für die Verbraucher muss es klingen wie ein Horrorszenario: Bis zum Jahr 2025 könnten die Strompreise um mindestens 70 Prozent ansteigen. Das hat das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) in einer Studie herausgefunden. Die Studie befasst sich mit den Risiken, die die Energiewende mit sich bringen kann. Besonders stark werden aller Voraussicht nach die Privatkunden sein. Für sie könnten die Preise sogar um über 70 Prozent ansteigen.

Preisentwicklung © corgarashu, fotolia.com
Preisentwicklung Strompreise © corgarashu, fotolia.com

Verantwortlich für den rasanten Anstieg seien der Atomausstieg und die Energiewende, zitiert das Nachrichtenmagazin ‚Focus‘ die Experten von KIT. Der nötige Ausbau des Stromnetzes sowie die Förderung erneuerbarer Energien würden zu den steigenden Kosten führen. Auch die Bezuschussung von Solar- und Windenergie trage zur steigenden Kosten bei.

Sorge um Deutschland als Wirtschaftsstandort

Vor allem die Wirtschaft fürchtet dadurch negative Auswirkungen. „Wenn die Strompreise so drastisch steigen, fürchten wir um die Konkurrenzfähigkeit deutscher Unternehmen“, erklärte Bernd Bechtold, Präsident der IHK Baden-Württemberg, in deren Auftrag die Studie angefertigt wurde.

Von der Preiserhöhung sind auch Großkunden betroffen. Richtig in die Röhre schauen aber – wie leider so oft – private Stromkunden. „Bei Privathaushalten werden die Preise wohl noch stärker steigen, da sie keine so hohen Rabatte aushandeln können“, sagte Ingenieur Karl-Friedrich Ziegahn vom Karlsruher Institut für Technologie.

Deutsche zahlen am meisten für Strom

Im europäischen Vergleich liegt Deutschland an der Spitze, was Stromkosten angeht. „Wir haben aktuell schon die höchsten Strompreise in der EU“, so Bechtold. Lediglich in Dänemark sind die Strompreise noch höher. So zahlen zum Beispiel französische Verbraucher 40 Prozent weniger an Strom. Diese Preisspanne sei zu hoch, so Bechtold. Damit Deutschland als Wirtschaftstandort weiterhin interessant bleibt, fordert IHK-Präsident daher ein Eingreifen der Politik.

Seiner Meinung nach sei es sinnvoll, eine Preisstaffelung einzuführen, die sich an der produzierten Energie orientiert. So könnten an windigen oder sonniger Tagen mehr Strom produziert werden. Dadurch könnten dann die Preise kurzfristig sinken. „Darauf können sich die Verbraucher einrichten und dann energieintensive Maschinen dann einschalten“, sagte Bechtold. An Tagen, an denen Strom teurer wäre, können Maschinen, die viel Strom verbrauchen, dann abgeschaltet werden. Neue Steuerungstechnik mache das möglich.

Versorgung muss durch Politik gesichert sein

Laut dem IHK-Präsidenten möchte sich die Industrie grundsätzlich an den Kosten für die Energiewende beteiligen. Allerdings sieht Bechtold nur wenige Möglichkeiten, wie gespart werden könnte. Die größte Stellschraube, an der gedreht werden könnte, sei die Effizienz. Sein Bundesland habe in dem Punkt durchaus eine Vorreiterstellung. „Die Betriebe im Südwesten sind um 22 Prozent effizienter als die im Rest der Republik und sogar um 30 Prozent effizienter als die in den anderen EU-Staaten.“

Viele Firmen erwarteten von der Politik in erster Linie Versorgungssicherheit. Durch die so schnell beschlossene und auf den Weg gebrachte Energiewende hätte sich bei vielen Unternehmen eine große Unsicherheit eingestellt. „Die Energieversorgung ist zurzeit auf Kante genäht. Im Februar [2012] hätte der Ausfall eines Kraftwerks gereicht – und wir hätten einen Blackout gehabt“, ist KIT-Vizepräsident Peter Fritz der Überzeugung. Er drängt auf Lösungsmodelle durch Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, um das zu verhindern.

Angst vor Stromengpässen unbegründet

Ganz so dramatisch wie Fritz (als Vertreter eines Wirtschaftsverbandes) es sieht, war die Lage indes wohl doch nicht. So ergab eine Umfrage, die die Nachrichtenagentur dapd im Februar 2012 mit den großen Netzbetreibern durchführte, dass es keine Stromengpässe gegeben habe. Und das trotz des eisigen Winters und trotz der Stilllegung von acht älteren Atomreaktoren. Grund zur Panikmache besteht daher offenbar nicht.

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