Windgas – Greenpeace Energy prescht mit Angebot vor

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Windgas von Greenpeace Energy

Glaubt man den Medienberichten und den Kommentaren in entsprechenden Diskussionsforen, scheinen Greenpeace und seine Kooperationspartner mit Windgas eine zukunftsweisende neue Technologie aufgetan zu haben. Mithilfe von Windstrom soll durch Elektrolyse Wasserstoff aus Wasser gewonnen werden. Dieser erneuerbare Wasserstoff kann ins Gasnetz eingespeist werden und schlägt damit zwei Fliegen mit einer Klappe. Zum einen sind das Stromnetz und die Stromversorgung momentan noch nicht auf die Einspeisung von Ökostrom in schwankender Höhe aus vielen dezentralen Quellen ausgerichtet. Zum anderen sind fehlende Speichermöglichkeiten ein großes, bisher noch nicht befriedigend gelöstes Problem bei der Erzeugung erneuerbarer Energien. Mit der Umwandlung von Ökostrom in Windgas kann die Energie monatelang gespeichert werden, und zwar in den bereits vorhandenen Erdgasnetzen.

Windrad © arsdigital, fotolia.com
Windrad © arsdigital, fotolia.com

Erdgas, Ökogas, Biogas – und jetzt Windgas?

Potenzielle Zielgruppe für dieses Angebot wird sicherlich zunächst der nachhaltig orientierte Verbraucher sein. Ihm stehen jedoch mit dem als vergleichsweise umweltfreundlich geltenden konventionellem Erdgas, dem Ökogas und dem Biogas bereits drei Möglichkeiten der Energieversorgung offen. Greenpeace sieht dennoch genügend Pluspunkte für das eigene Angebot. Erdgas ist ein fossiler Rohstoff, der in der Regel zusammen mit Erdöl gewonnen wird. Ökogas hört sich besser an, ist aber auch nichts anderes als konventionelles Erdgas. Der Unterschied besteht darin, dass die klimaschädlichen Folgen der Gewinnung und des Transports anderweitig kompensiert werden, verhindert werden sie dadurch nicht.

Die meisten angebotenen Biogas-Tarife liefern ebenfalls konventionelles Erdgas, mischen jedoch einen Teil Biogas bei, der durch Vergärung von Biomasse gewonnen wird. Der Anteil liegt meist bei fünf bis zehn Prozent, da 100-prozentiges Biogas den meisten Verbrauchern zu kostspielig ist und genügend Biomasse zur Verfügung stehen muss. Hierin sieht Greenpeace ein Problem, da Landwirte dazu verleitet werden könnten, statt Lebensmitteln Energiepflanzen wie Mais zur Erzeugung von Strom und Wärme anzubauen. Zusätzlich stehe die Biogasproduktion oftmals in Verbindung mit Monokulturen und Massentierhaltung.

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Bildquelle Carsten Raffel, Atelier41/Greenpeace Energy

Aller Anfang ist schwer

Kunden mit einem Verbrauch von bis zu 300.000 kWh im Jahr können sich bereits jetzt für das Greenpeace-Angebot proWindgas anmelden, das ab dem 1. Oktober starten soll. Allerdings bekommen sie für einen Grundpreis von monatlich 14,90 Euro und einen Arbeitspreis von 6,75 Cent pro Kilowattstunde zunächst auch „nur“ konventionelles Erdgas geliefert – eine Energiewende ist nicht von heute auf morgen zu realisieren. Mit einem Aufpreis von etwa 0,4 Cent pro Kilowattstunde, der im Arbeitspreis enthalten ist, fördern die Verbraucher jedoch den Aufbau von Anlagen zur Windgaserzeugung. Vom kommenden Jahr an soll dem gelieferten Gas dann ein steigender Anteil von erneuerbarem Wasserstoff beigemischt werden.

Mit der Nutzung von Wasserstoff als Energiespeicher alleine sind die Möglichkeiten der neuen Technologie noch längst nicht ausgeschöpft. So kann durch die Behandlung mit Kohlendioxid künstliches Erdgas erzeugt werden, das noch leichter zu verarbeiten ist und die Speichermöglichkeiten in ungeahnte Höhen schraubt. Michael Sterner vom Fraunhofer Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik ist einer der Köpfe hinter der Windgas-Idee. Für Greenpeace hat er ein Gutachten erstellt, in dem die Erdgasspeicher-Kapazität mit 220 Terawattstunden angegeben wird. Das entspricht immerhin dem 2500-fachen der Pumpspeicherkraftwerk-Kapazität.

Die Pläne von Greenpeace Energy sind theoretisch vielversprechend, doch bleibt zunächst abzuwarten, ob die Pioniere ihr selbsterklärtes Ziel von 40.000 Kunden innerhalb von fünf Jahren erreichen werden. Kunden in windarmen Gegenden sollten sich jedenfalls nicht von dem Begriff Windgas irritieren lassen. Er beschreibt zwar anschaulich den Kern der Sache, doch ist das Konzept nicht auf die Windkraft alleine beschränkt. Auch andere erneuerbare Energiequellen können theoretisch als Ressource zur Erzeugung von Gas genutzt werden.

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