Wirtschaftsvereinigung schlägt Alarm: Energiewende belastet Industrie

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Wirtschaftsvereinigung befürchtet steigende Strompreise

Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) sieht deutsche Unternehmen durch den Ausbau erneuerbarer Energien massiv bedroht. Ein vom Verband bei der Technischen Universität Berlin in Auftrag gegebenes Gutachten kommt zu dem Ergebnis, dass der Ausbau bis zum Jahr 2030 eine Summe von 335 Milliarden Euro verschlingen wird. Für die Berechnung wurden die Fördersätze der aktuellen EEG-Novelle sowie die Energieziele der Bundesregierung zugrunde gelegt. Bis 2030 soll der Anteil erneuerbarer Energien in Deutschland auf 50 Prozent steigen.

Ökostrom © Eisenhans, fotolia.com
Ökostrom © Eisenhans, fotolia.com

EEG-Umlage treibt Strompreis laut Gutachten

Als Preistreiber nennt das Gutachten vor allem die EEG-Umlage, die momentan bei 3,5 Cent liege und bis auf sechs Cent steigen könnte. Bei einem solchen Szenario würden allein die EEG-Kosten bis 2030 etwa 250 Milliarden Euro betragen. Die restlichen 85 Milliarden Euro gehen der Schätzung zufolge auf weitere nötige Maßnahmen wie den Netzausbau zurück. Eine präzise Prognose über die Entwicklung der EEG-Umlage ist allerdings kaum möglich, da sie von zu vielen Faktoren abhängig ist und der Strommarkt in den letzten Jahren enorm in Bewegung gekommen ist.

Angesichts der prognostizierten Preissteigerungen tritt der Hauptgeschäftsführer der vbw, Bertram Brossardt, für eine Deckelung der EEG-Umlage für gewerbliche Betriebe ein. Seinen Vorstellungen nach sollte die Umlage maximal zwei Cent betragen. Als Gründe führt er die bereits jetzt schon sehr hohen Industriestrompreise und die Gefährdung der Wettbewerbsfähigkeit und von Arbeitsplätzen an. Andernfalls drohe eine Gefährdung des Industriestandorts, so Brossardt weiter. Hilfreich wäre auch ein Aktionsplan der Bundesregierung, in dem sie die Umsetzung der Energiewende stufenweise festlegt.

Steigende Strompreise treffen vor allem die Industrie

Dabei hat die Politik bereits längst eine Ausnahmeregelung für energieintensive Betriebe erlassen. Die geht nach Auffassung des vbw allerdings nicht weit genug. Das Gutachten der TU Berlin geht von rund 1.500 Unternehmen aus, die in den Genuss der Sonderregelung kommen. Bei rund 44.000 Industrieunternehmen sei diese Quote jedoch viel zu gering, so Brossardt. Eine stufenweise Entlastung ab einem Stromkostenanteil von fünf Prozent an der betrieblichen Wertschöpfung hält er für geboten. Private Stromkunden dürften von dem Vorschlag des Wirtschaftsverbandes wenig begeistert sein. Schließlich müssen die Mindereinnahmen an anderer Stelle durch höhere Preise ausgeglichen werden.

Trost finden sie in einer weiteren Studie, die vom Prognos-Institut erstellt wurde. Die Wirtschaftsforscher aus der Schweiz rechnen damit, dass sich die Energiewende kaum auf die Stromkosten für private Haushalte auswirken wird. Bis 2023 sei mit einem Anstieg der Strompreise um etwa fünf Cent zu rechnen, ob mit oder ohne Energiewende. Ganz anders wiederum sieht die Prognose für die Wirtschaft aus. Die Industrie-Strompreise steigen den Berechnungen zufolge um satte 41 Prozent bis zum Jahr 2023. Ohne Energiewende würde ein Aufpreis von „nur“ 26,5 Prozent fällig.

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