Grundlage der Fernwärme
Statt bei vielen Einzelversorgern wird die Energie bei der Fernwärme an zentralen Stellen, beispielsweise in Kraftwerken, gewonnen und mittels Rohren und Leitungen zu den Verbrauchern transportiert. Die Kraftwerke können, ähnlich wie die Mini-BHKWs für den Eigengebrauch, mittels Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) gleichzeitig Strom und Wärme erzeugen und so die eingesetzten Rohstoffe effizient ausnutzen.
Auf deren Auswahl hat der Verbraucher jedoch nur indirekt Einfluss. Meist bieten die Versorger unterschiedliche Tarife an, die Strom und/oder Wärme aus verschiedenen Energiequellen liefern. So kann sich der Verbraucher zwar beispielsweise für einen Öko-Tarif entscheiden, unterstützt aber unter Umständen trotzdem Unternehmen, die hauptsächlich fossile Rohstoffe verarbeiten.
Als Energieträger wird in der Regel Wasser verwendet, das an eine Übergabestation im Haus geliefert wird. Dort wird die Wärme auf das Wasser im hauseigenen Heizungs- bzw. Warmwassersystem übertragen. Verbrauchtes, in diesem Falle also kaltes Wasser, wird umgekehrt über die Leitungen wieder zum Versorger zurückgeleitet. Die Übergabestation nimmt nicht viel Raum ein und wird üblicherweise im Keller positioniert.
Da das System der Fernwärme ein verzweigtes Leitungsnetz voraussetzt, kommt es nicht für alle Regionen in Frage. Der Aufbau einer entsprechenden Infrastruktur ist meist lediglich dort wirtschaftlich vertretbar, wo viele Endverbraucher auf relativ kleinem Raum wohnen – Städte oder andere vergleichbar dicht besiedelte Gebiete. Im Gegensatz zu einigen alternativen Heizsystemen wie beispielsweise der Solarthermie ist man bei der Fernwärme in großem Maße von einem Versorger mitsamt seiner Preispolitik abhängig. Auf der anderen Seite muss man sich weder um die Brennstofflagerung noch um die Wärmeerzeugung bzw. den Betrieb der Anlage kümmern.
Kosten und Wirtschaftlichkeit von Fernwärme
Fernwärme setzt eine umfangreiche Infrastruktur voraus, die vom Energieversorger aufgebaut und betrieben wird. Für den Verbraucher fallen daher zunächst lediglich Investitionskosten für die Übergabestation im eigenen Haus und den Anschluss an das Fernwärmenetz an. Da in größeren Städten meist Bewohner von Mehrfamilienhäusern bis hin zu Hochhäusern Fernwärme beziehen, verteilt sich der Betrag auf viele Schultern.
Die Kosten eines Anschlusses an das Fernwärmenetz inklusive der Übernahmestation belaufen sich für Besitzer eines Einfamilienhauses aktuell auf 3000 bis 5.000 Euro. Einige Hersteller solcher Stationen bieten Modelle an, die speziell für kleine Versorgungseinheiten konzipiert worden sind. Allerdings sollte abgewogen werden, ob sich Fernwärme für kleine Gebäude im Einzelfall lohnt. Oftmals stehen Bewohnern freistehender Häuser wirtschaftlichere Alternativen der Wärmeversorgung zur Verfügung, zumal die Leitungsverluste unter ökologischen und ökonomischen Gesichtspunkten recht hoch sind.
Meist wird zusätzlich ein Warmwasserspeicher installiert, in dem das Wasser durch einen Wärmeübertrager in der Übernahmestation erhitzt wird. Die Menge des sofort verfügbaren Heizungs- und Brauchwassers hängt dabei von der Größe des Speichers ab. Nachteil: Der Speicher muss regelmäßig gereinigt werden. Eine weitere Möglichkeit besteht im Einsatz eines Durchfluss- oder Durchlauferhitzers, der Warmwasser sofort zur Verfügung stellen kann. Allerdings verbraucht der Betrieb solch eines Durchlauferhitzers viel Strom.
Die laufenden Kosten ergeben sich aus dem Umfang der Wärmenutzung. Die meisten Tarife der Versorger gliedern sich in einen festen jährlichen Grundpreis sowie einen variablen, vom Gebrauch abhängigen Arbeitspreis. Viele Anbieter staffeln ihre Tarife darüber hinaus nach der Gesamtabnahmemenge pro Jahr. Der Grund- sowie der Arbeitspreis sinken in diesem Fall, je höher der Verbrauch aller Wohnparteien ist bzw. je mehr Wohnparteien sich einen Anschluss teilen. Eventuell werden weitere Kosten fällig, beispielsweise für die Installation und das Betreiben verschiedener Zähler sowie deren regelmäßige Ablesung.
In den Preisen eingerechnet sind die zahlreichen Dienstleistungen, um die sich bei Bezug von Fernwärme in der Regel der Versorger kümmert. Dazu gehören beispielsweise die Wartung und Instandhaltung des Leitungsnetzes, die Beschaffung und der Transport der Brennstoffe sowie deren Lagerung. Manche Anbieter weisen diese Kosten separat als Verrechnungs- oder Messpreis aus.
Umweltverträglichkeit der Fernwärme
Bei der Fernwärme gibt es mehrere Einflussfaktoren, die die Umweltverträglichkeit erheblich beeinflussen können – im positiven wie im negativen Sinne. Ein entscheidender Faktor ist, woraus die gelieferte Wärme erzeugt wurde. In Deutschland wird mittlerweile über 80 % der Fernwärme durch das effiziente Verfahren der Kraft-Wärme-Kopplung gewonnen. Allerdings kann sie mit nahezu allen Brennstoffen betrieben werden, neben regenerativen Energien folglich auch mit fossilen Rohstoffen oder Kernenergie.
Darüber hinaus spielt der Zustand des Leitungsnetzes eine große Rolle. Obwohl die Transportwege selbstverständlich gedämmt und geschützt sind, geht ein Teil der Energie auf dem Weg zum Verbraucher verloren – unter Umständen bis zur Hälfte der vom Versorger eingesetzten Energie. Die Erschließung neuer Gebiete für das Fernwärmenetz ist außerdem mit empfindlichen Eingriffen in das Erdreich verbunden, um die Leitungen zu verlegen und verzweigte Gebiete an das Netz anzuschließen. Da Fernwärme jedoch in der Regel in dicht besiedelten Regionen genutzt wird, fällt dieser Aspekt in der Ökobilanz nicht allzu sehr ins Gewicht.
Der Endverbraucher hat ebenfalls einen Einfluss auf die tatsächliche Umweltverträglichkeit. Hier ist zunächst die Wahl eines Fernwärme-Anbieters zu nennen, der sich seiner Verantwortung der Natur gegenüber bewusst ist und möglichst nachhaltige Energiequellen für seine Produktion nutzt. Darüber hinaus haben Übernahmestationen mit Durchlauferhitzern einen hohen Strombedarf, der mit alternativen Modellen in vielen Fällen vermieden werden kann. Nutzt man einen Durchlauferhitzer, so verbessert immerhin die Wahl eines Ökostrom-Anbieters die Gesamtbeurteilung unter ökologischen Gesichtspunkten.
Zusammenfassung wichtiger Faktoren zur Fernwärme
Faktoren | Fernwärme |
---|---|
Anschaffungskosten | 3.000 – 8.000 € |
Betriebskosten | 800 – 1.300 € (Einfamilienhaus 100qm) |
Umweltverträglichkeit | Mäßig bis gut, abhängig vom Erzeugungsverfahren und dem Zustand des Leitungsnetzes. Hoher Strombedarf bei Verwendung von Durchlauferhitzer |
Zukunftssicherheit | Zukunftssicher, aber nicht wegweisend. Technologie nur lohnend in dicht besiedelten Gebieten |
Fördermittel | Aktuell keine Förderung |
Vorteile | # Variable Berechnung des Verbrauchs # Keine Lagerhaltung nötig # Wartung etc. wird vom Versorger übernommen |
Nachteile | # Energieverluste bei Erzeugung und Transport durch Leitungsnetze # Abhängigkeit vom Versorger # Meist begrenzte Anbieter-Auswahl |
Alle Angaben stellen Richtwerte dar und beruhen auf eigenen Recherchen und Berechnungen. Die tatsächlichen Kosten können, abhängig von Ihrer individuellen Wohnsituation und den baulichen Gegebenheiten vor Ort, erheblich von den obigen Beträgen abweichen. Weitere, regionale Fördermöglichkeiten sind unter Umständen verfügbar.
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