RECS/EECS-Zertifikate

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Aussteller und Ziele

RECS
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EECS
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Mit RECS wurde 2002 ein europaweites Handelssystem geschaffen, das den Kauf und Verkauf von Grünstromzertifikaten ermöglichte. Daran schieden sich die Geister.

Die Abkürzung RECS steht für Renewable Energy Certificate System, zu Deutsch etwa: Zertifikatssystem für erneuerbare Energien. Mit RECS wurde ein europaweites Handelssystem geschaffen, das den Kauf und Verkauf von Grünstromzertifikaten ermöglicht. RECS selbst ist kein Ökostrom-Gütesiegel oder -Zertifikat.

Wie bei Anbietern von Ökostrom-Gütesiegeln hatte sich aber auch RECS die Förderung regenerativer Energien zum Ziel gesetzt. Der Weg dorthin war jedoch ein anderer. Da Strom im Netz immer das gleiche Erscheinungsbild hat, kann man faktisch nicht zwischen Strom aus verschiedenen Quellen unterscheiden. Die RECS-Zertifikate verbrieften den ökologischen Mehrwert, den Strom aus erneuerbaren Energien darstellt. Das System trennte den erzeugten Strom von seinem Umweltnutzen. Beide konnten unabhängig voneinander auf dem Markt ge- und verkauft werden. Dadurch sollte der Unterschied zwischen Angebot von und Nachfrage nach Ökostrom reguliert werden. Ökostrom konnte mit RECS-Zertifikaten als konventioneller Strom verkauft werden, während man den ökologischen Nutzen separat vermarktete – und umgekehrt.

Zertifizierungsmerkmale der RECS Zertifkate

Das RECS-System wurde in den vergangenen Jahren vom Nachfolger European Energy Certificate System (EECS, auch: EECS-GoO) abgelöst. An der Aussagekraft für den Verbraucher ändert das allerdings wenig. Das wird klar, wenn man sich die grundlegende Funktion solcher Zertifikate verdeutlicht. Für jede ökologisch erzeugte Megawattstunde Strom wird ein Zertifikat ausgestellt. Der Produzent muss seine Anlage zunächst von einem unabhängigen Gutachter prüfen und sie dann als regenerativ registrieren lassen. Der Produzent erhält dann ein Konto bei dem EECS. Auf diesem Konto werden die Zertifikate für den jeweils erzeugten Ökostrom verbucht. Die Zertifikate sind damit vom Strom getrennt und können auf andere Marktteilnehmer übertragen werden.

Käufer dieser Zertifikate, zum Beispiel regionale Energieversorger, können nun konventionellen Strom in dem Umfang als Ökostrom vermarkten, für den sie entsprechende Nachweise am Zertifikate-Markt gekauft haben. Der Verkäufer dagegen darf seinen ökologisch erzeugten Strom nicht mehr als Ökostrom verkaufen, da er die Nachweis-Zertifikate nicht mehr besitzt. Verlässt eine bestimmte zertifizierte Menge Strom den Handelsmarkt, indem sie an den Endverbraucher geliefert wird, so wird das entsprechende Volumen an Zertifikaten ungültig. Die Entwertung soll sicherstellen, dass kein Zertifikat doppelt vermarktet wird.

RECS/EECS-Zertifikate sind käuflich
RECS/EECS-Zertifikate sind käuflich

Verbreitung der RECS/EECS Zertifikate

Da sich der „Wert“ solcher Zertifikate für den Verbraucher auf der Suche nach echtem Ökostrom herumgesprochen hat, werben immer weniger Anbieter damit. Richtig so: Die Zertifikate sind nicht mit Gütesiegeln zu vergleichen, da sie nichts über die Qualität des erzeugten und gelieferten Stroms aussagen. Die Anforderungen der Gütesiegel sind qualitativer Art und können nicht, zumindest nicht ohne Anstrengungen und Investitionen, von jedem Anbieter nachgewiesen werden. Kurz gesagt: RECS/EECS-Zertifikate sind käuflich.

Beurteilung der RECS/EECS Zertifikate

An den Zertifikaten scheiden sich die Geister. Verfechter sehen das System als Garant für aussagekräftige Herkunftsnachweise für ökologisch produzierten Strom und loben seine Transparenz, da sämtliche Stationen der Zertifikate von der Erzeugung über den Transfer bis zur Entwertung protokolliert werden. Kritiker dagegen reiben sich vor allem an der Trennung von Ökostrom in Öko und Strom, da sie vielfältige Probleme aufwirft. Darüber hinaus sorgt das System lediglich zu einer Umverteilung, ein zusätzlicher ökologischer Nutzen wird damit nicht erreicht. RECS/EECS-Zertifikate sind Verbrauchern als Entscheidungsgrundlage daher nicht zu empfehlen.

Das System krankt, zumindest in seiner jetzigen Form, an einem Konzeptionsfehler. Grundsätzlich ist die Idee, Angebots- und Nachfrageschwankungen durch virtuelle und handelbare Zertifikate auszugleichen, keine schlechte. Wie so oft macht aber die Realität der theoretischen Idee einen Strich durch die Rechnung. Auf absehbare Zeit wird sehr viel mehr Ökostrom angeboten werden, als es dafür Nachfrage geben wird. Die Folge: der Preis der Zertifikate ist aufgrund des großen Angebots niedrig und ermöglicht es vielen Anbietern, Ökostrom anzubieten und Atomstrom zu liefern. Selbst wenn die Preisgestaltung keine großen Unterschiede aufweist, so bleibt es fragwürdig, ob Anbieter mit einem derartigen ökologischen Engagement werben sollten. Im Zweifelsfall beschränkt es sich lediglich auf den Ankauf sauberer Zertifikate.

Besonders Interessenten von Ökostrom sind oftmals darauf bedacht, mit ihrer Konsumentscheidung Ideen zu unterstützen, die sie als nachhaltig beurteilen. Entscheidet sich ein Kunde für einen RECS/EECS-Ökostrom-Tarif , so unterstützt er unter Umständen auch die Geschäftspolitik von Unternehmen, die nichtsfür den Ausbau regenerativer Anlagen tun. Zu den Anforderungen vieler Gütesiegel zählt dagegen die Verpflichtung, einen Anteil des erzielten Umsatzes in neue Anlagen und Projekte zu investieren. Wirbt ein Versorger für seinen Ökostrom-Tarif lediglich mit RECS/EECS-Zertifikaten, sollten kritische Verbraucher misstrauisch werden. Die Bundesregierung hatte 2013 ein Herkunftsnachweisregister beim Umweltbundesamt in Betrieb genommen und damit eine EU-Richtlinie in nationales Recht umgesetzt. Als Begründung wurde angegeben, dass der privatwirtschaftlich organisierte Handel der Zertifikate nicht habe sicherstellen können, dass Strom aus erneuerbaren Energien im Rahmen der Stromkennzeichnung nicht doppelt gezählt werde. Für den Handel mit Zertifikaten gilt somit in Deutschland mittlerweile verpflichtend das European Energy Certificate System (EECS), das das RECS-System sowie weitere bisher gängige Zertifikate ablöst. Das ist zumindest besser als das alte System, nach wie vor aber ungeeignet, um damit für Ökostrom zu werben.

Zusammenfassung wichtiger Fakten zu den RECS/EECS Zertifikaten


Faktoren

RECS/EECS-Zertifikate
Aussteller Autorisierte Aussteller auf nationaler Ebene
Wer steht dahinter? Association of Issuing Bodies, in der die Mehrzahl der EU-Staaten organisiert sind
Geforderter Anteil
an Strom aus
regenerativen Quellen
100 %; Trennung in erzeugten Strom und in Zertifikaten verbrieftem Umweltnutzen
Verpflichtende Förderung
des Ausbaus
regenerativer Energien?
Nein
Kritikpunkte # Lediglich Umverteilung, kein zusätzlicher ökologischer Nutzen
# Möglichkeit des Greenwashings
Urteil Nicht empfehlenswert

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