Nachtstrom – Energie zum Vorzugspreis
Die Zeiten, in denen die Stromrechnung ein durchlaufender Posten unter ferner liefen war, sind lange vorbei. Die Preise haben in den letzten Jahrzehnten deutlich angezogen, sodass sich ein Blick auf mögliches Einsparpotenzial lohnt. Eine Möglichkeit, um etwas günstiger an seinen Strom zu kommen, ist der Nachtstrom. Er wird seit den 1970er Jahren angeboten.

Relikt der guten alten Zeit
Um ihre Betriebe möglichst voll auszulasten, haben findige Kraftwerksbetreiber in den siebziger Jahren ein auf Strom basierendes Heizkonzept ersonnen. Das System gründet auf der Idee, nachts mit Hilfe von elektrischem Strom Wärme zu erzeugen. Diese Heizenergie wird dann in so genannten Nachtspeicheröfen zwischengespeichert. Das zumeist mineralische Speichermedium gibt die Wärme zeitverzögert über den Tag verteilt wieder ab. Abends ist der Wärmespeicher dann leer und muss über Nacht erneut geladen werden. Auf diese Weise wird der Strombedarf gleichmäßiger auf 24 Stunden verteilt und extreme Belastungsspitzen vermieden. Der große Nachteil dieser Technologie ist der enorme Energiebedarf der Nachtspeicheröfen. Um den Verbrauchern diese Art der Heizung schmackhaft zu machen, haben die Energieversorger spezielle Nachtstrom-Tarife eingeführt. Der hohe Bedarf an elektrischer Energie soll durch vergünstigte Tarife zum Aufladen der Nachtspeicherheizungen ausgeglichen werden.
Zweigleisiger Stromtarif
Der vergünstigte Strom ist nicht rund um die Uhr verfügbar. In den meisten Regionen Deutschlands steht er von etwa 22 bis 6 Uhr und je nach Anbieter auch am Wochenende zur Verfügung. Allerdings ist das große Einsparpotenzial der Vergangenheit mittlerweile stark geschmälert. Die Vergünstigung des Nachtstroms beträgt selten mehr als 10 bis 15 Prozent gegenüber dem Normaltarif. Um den Nachtstrom überhaupt nutzen zu können, ist der Einbau eines zweiten Stromzählers oder eines Doppeltarifzählers notwendig. Dieser ist mit zwei Zählwerken ausgestattet, von denen das eine den Tagstrom und das andere den Nachtstrom erfasst. Der Zähler wird vom Energieversorger zu den angegebenen Zeiten morgens und abends aus der Ferne umgeschaltet oder ist mit einer Zeitschaltuhr versehen.


Nachttarif nicht zwingend günstiger
Während in der Vergangenheit Tarife mit günstigem Nachtstrom dem örtlichen Grundversorger vorbehalten waren, gibt es mittlerweile zahlreiche Alternativangebote. Die Tarife der einzelnen Anbieter unterscheiden sich in ihren Kosten teilweise erheblich. So kann es beispielsweise vorkommen, dass Haushalte mit einem Normaltarif günstiger fahren als mit dem zweigeteilten Tag-/Nachttarif eines anderen Anbieters. Hier lohnt ein genauer Vergleich der verfügbaren Angebote. In Fällen, in denen der Normaltarif günstiger ist, kann ein Umstieg für zusätzliche Flexibilität beim Heizen sorgen. Die Nachtspeicheröfen können dann nicht nur nachts, sondern auch tagsüber aufgeladen werden.

Moderne Heizvariante mit Nachtstrom
Auch eine der fortschrittlichen Heiztechnologien kann mithilfe des Nachtstroms wirtschaftlicher betrieben werden. Die Wärmepumpenheizung bezieht ihre Wärme aus der Luft oder dem Erdreich und führt sie dem Heizkreislauf zu. Die dazu benötigte Energie wird der Wärmepumpe in Form von Strom zugeführt.

In diesen Fällen ist allerdings besser vom Niedertarifstrom die Rede. Der vergünstigte Strom steht nicht nur nachts, sondern grundsätzlich zu bedarfsschwachen Zeiten zur Verfügung. Die Bezieher des Niedertarifstroms müssen allerdings damit rechnen, dass in Belastungsspitzen die Stromzufuhr unterbrochen wird und die Wohnung nicht beheizt werden kann. Das ist vor allem morgens, zur Mittagszeit und in den frühen Abendstunden der Fall. Das An- und Abschalten der Wärmepumpe wird vom Energieversorger ferngesteuert, der Endverbraucher hat darauf in der Regel keinen Einfluss.

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