Strompreisentwicklung

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Die Entwicklung der Strompreise

Schaut man sich die Preisgestaltung vieler Stromanbieter in den letzten Jahren an, so könnte man meinen, mit den Worten „nach oben“ wäre alles Wichtige zu diesem Thema gesagt. Im Juni 2018 war es dann amtlich: Die EU-Statistikbehörde Eurostat meldete, dass Deutschland europaweit die höchsten Strompreise hat. Der bisherige Spitzenreiter Dänemark rutschte auf den zweiten Platz ab. Bis 2021 kam es dann zu einem leichten Anstieg in jedem Jahr, bis sich Anfang 2022 ein Höchststand von mehr als 37 Cent ergab.

Diese Faktoren bestimmen den Strompreis
Diese Faktoren bestimmen den Strompreis

Sie sollten sich trotz des Ärgers einige Minuten Zeit nehmen für diesen Beitrag, denn die Hintergründe der Preisentwicklung sind ungemein spannend. Es gibt nämlich zum einen Wege, die Preisspirale zu durchbrechen. Zum anderen können Sie als gut informierter Verbraucher besser beurteilen, welche Anbieter und Fachleute ehrlich argumentieren und welche lediglich weiter an der Kostenschraube drehen wollen. Ob ihre Stromanbieter die günstigsten Tarife in ihrer Region anbieten, kann man mit dem Stromtarifrechner herausfinden.

Die Strompreisentwicklung seit 1998

1998 wurde der deutsche Strommarkt liberalisiert, und zunächst schien sich die gleiche gewünschte Entwicklung wie auf dem Telefonmarkt zu vollziehen. Dort sorgte ein intensiver Wettbewerb für stark sinkende Preise. Die Freude währte jedoch nur kurz. Seit 2000 sind die durchschnittlichen Stromkosten für Privathaushalte fast stetig gestiegen. Die Gründe dafür sind vielfältig und teilweise auch nachvollziehbar. So verursacht die Wartung und Instandhaltung des Leitungsnetzes, die Erzeugung von Strom sowie sein Transport Kosten, die in der Regel auf die Verbraucher umgelegt werden. Darüber hinaus sind fossile Brennstoffe nur begrenzt verfügbar. Die Schätzungen über die weltweiten Vorräte gehen auseinander, aber das Angebot wird definitiv stetig sinken. Außerdem spielen Explorationskosten eine wichtige Rolle, denn Ölvorräte nutzen der Allgemeinheit wenig, wenn man sie nur unter extrem hohem finanziellem Aufwand heben kann. Und auch die stetig steigende Nachfrage – sei sie durch Digitalisierung oder E-Mobilität ausgelöst – wirkt sich auf den Strompreis aus.

Die Debatte um Atomstrom ist nach den Katastrophen in Japan neu entflammt. Die Energiewende verursacht aber erhebliche Mehrkosten für die Verbraucher. Man könnte vermuten, dass alle diese stetig steigenden Kosten eine erhebliche Belastung für die deutsche Wirtschaft bedeuten. Dies ist jedoch nicht der Fall. Zwar haben auch die industriellen Stromabnehmer mit steigenden Kosten zu kämpfen, doch liegt ihr durchschnittlicher Strompreis weit unter jenem für Privathaushalte, und auch die Kostensteigerungen haben keine derart vehemente Entwicklung genommen.

Dies liegt unter anderem an den Energiemengen, die Industrie- und Gewerbekunden benötigen. Viele Energieversorger bieten Kunden ab einer relativ hohen jährlichen Abnahmemenge Sonderkonditionen. Zusätzlich sind diese Kundengruppen von einigen Steuern und Abgaben befreit oder müssen zumindest einen wesentlich kleineren Beitrag zahlen als Privatverbraucher. Beispiel Konzessionsabgabe: Sie wird als Kompensation an Gemeinden bezahlt, um ihre Infrastruktur nutzen und Leitungen auf ihrem Gebiet verlegen zu dürfen. Private Endkunden in Städten mit mehr als 500 000 Einwohnern zahlen aktuell eine Konzessionsabgabe zwischen 1,32 und 2,39 Cent pro kWh, während bei so genannten Sondervertragskunden lediglich 0,11 Cent pro kWh fällig werden. Damit sparen Großverbraucher gegenüber Privatkunden 95 Prozent der Konzessionsabgaben ein.

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Oligopol erschwerte lange einen funktionierenden Wettbewerb auf dem Strommarkt

Die dargestellten Hintergründe tragen alle ihren Teil zum momentanen Niveau der Strompreise bei, doch gelten sie meist auch für andere Länder. Trotzdem liegen die deutschen Strompreise im europäischen Vergleich immer weit im oberen Drittel. Eine gewisse Mitschuld an diesem Dilemma tragen die Verbraucher selbst. Sie konnten sich bisher mehrheitlich nicht zu einem Wechsel ihres Stromanbieters durchringen. Dadurch konnten sich die vier großen Energiekonzerne E.ON, EnBW, Vattenfall und RWE einen riesigen Marktanteil sichern.

Mittlerweile hat sich das Blatt ein wenig gewendet. Zwar ist der Marktanteil der Konzerne immer noch beachtlich hoch, doch drängten zunehmend neue Anbieter auf den Markt. „Bei der konventionellen Stromerzeugung hat die Marktmacht der größten Unternehmen in den letzten Jahren deutlich abgenommen“, konstatieren die Bundesnetzagentur und das Bundeskartellamt in ihrem Monitoringbericht 2021. Es könne davon ausgegangen werden, dass auf den bundesweiten Einzelhandelsmärkten (…) kein Anbieter mehr marktbeherrschend ist. Den größten Anteil hat im Jahr RWE mit 26 Prozent inne. 2017 lag er noch bei 32 Prozent.

Erneuerbare Energien als Preistreiber?

Die erneuerbaren Energien wurden immer wieder als Strompreistreiber bezeichnet und von vielen Energieversorgern als Hauptgrund für ihre Tariferhöhungen angeführt. Ein Blick auf die Entwicklung der Haushaltsstrompreise zeigt jedoch ein differenzierteres Bild.

Ausblick Strompreisentwicklung

Es bleibt abzuwarten, wie sich die Strompreise in Deutschland weiter entwickeln werden. Nach den bisherigen Erfahrungen ist jedoch davon auszugehen, dass eventuelle Spielräume für Senkungen weiterhin selten genutzt, Argumente für Preiserhöhungen jedoch schnell bei der Hand sind. Keine Frage, der Ausbau der Infrastruktur beispielsweise kostet Geld: Die Netze müssen fit gemacht werden für eine Vielzahl an dezentralen Erzeugern, die ihren Strom einspeisen. Verbrauchern bleibt immerhin die Möglichkeit, ihre Marktmacht durch entsprechende Entscheidungen für oder gegen bestimmte Anbieter zu demonstrieren.

Preisentwicklung © corgarashu, stock.adobe.com
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