Nirgendwo in Europa müssen die Verbraucher für Strom so tief in die Tasche greifen wie hierzulande. Nur von Dänemark wird Deutschland noch getoppt. Dort ist der Strom sogar noch teurer. Das geht aus den aktuellsten Zahlen des Statistischen Amtes der Europäischen Gemeinschaft, kurz Eurostat, hervor, die Ende Juni 2011 veröffentlicht wurden.
100 Kilowattstunden Strom sind in Deutschland rund 46 Prozent teurer als im EU-Schnitt. Für diese Menge musste man im zweiten Halbjahr 2010 in Deutschland 24,38 Euro hinblättern. Im Vorjahr waren es noch 22,90 Euro. Nur die Dänen werden noch mehr zur Kasse gebeten. Hier werden 27,08 Euro beim Energieversorger fällig. Dagegen zahlen bulgarische Verbraucher mit 8,30 Euro am wenigsten. Im EU-Durchschnitt liegt der Preis für 100 Kilowattstunden Strom bei 17,10 Euro.
Hohes Strom-Preisniveau durch mangelnden Wettbewerb
Woran liegt es also, dass in Deutschland besonders hohe Strompreise gezahlt werden? Die EU-Kommission in Brüssel macht vor allem den mangelnden Wettbewerb in Deutschland dafür verantwortlich. Zwar wurde der Strommarkt mit dem Energiewirtschaftsgesetz (EnGW) von 1998 liberalisiert. Dennoch sei bis heute keine wirklicher Wettbewerb entstanden, sind sich die Experten einig. Oft scheitere es an politischen Widerständen.
Hohe Strompreise durch hohe Steuerlast
Zudem greift der Staat den Bürgern nicht unerheblich in die Taschen der Bürger, denn der Prozentsatz der Steuerlast in Deutschland nach Dänemarkt am zweitgrößten ist. Die Staatslasten (Steuern, Abgaben, Umlagen) am durchschnittlichen Bruttostrompreis für Privatkunden beträgt in Deutschland über 40% (Dänemark sogar ca. 55%). Insgesamt ist die Besteuerung der Strompreise in Europa sehr unterschiedlich, was zu einem Gefälle der europäischen Strompreise führt.
Zum Teil Preisanstiege bis 31 Prozent
In manchen EU-Ländern mussten die Verbraucher starke Preisanstiege verkraften, wie zum Beispiel in Litauen. Hier lag die Preissteigerung bei 31 Prozent. Zypern verzeichnete einen Tarifanstieg von 23 Prozent, Griechenland von 17 Prozent und Malta von 12 Prozent. Da fallen die 6,9 Prozent, um die die Strompreise in Deutschland angehoben wurden, vergleichsweise harmlos aus. Im Durchschnitt sind die Strompreise zwischen der zweiten Jahreshälfte 2009 und 2010 in der EU um 5,1 Prozent gestiegen.
Es gab aber auch EU-Staaten, in denen sich die Verbraucher über Strom-Preissenkungen freuen konnten, so das Amt mit Sitz in Luxemburg. Hierzu zählten die Niederlande, Luxemburg, Italien, Ungarn, die Tschechische Republik sowie Großbritannien.
Leichte Entspannung für deutsche Gaskunden
Beim Gas dagegen sah die Preislage für deutsche Verbraucher im zweiten Halbjahr 2010 etwas entspannter aus als im Vorjahr. Hier ging der Preis mit 3 Prozent leicht zurück. Das Gigajoule kostete deutsche Gaskunden 15,86 Euro, das entspricht 5,7 Cent pro Kilowattstunde.
Im Durchschnitt lag der Gaspreis bei 15,88 Euro pro Gigajoule (5,71 Cent pro Kilowattstunde). Am tiefsten müssen die Schweden für Gas in die Tasche greifen (30,33 Euro), Dänemark (30,11 Euro) und Italien (21,87 Euro) EU-weit war Gas im zweiten Halbjahr 2010 um 7,7 Prozent teurer als im Vorjahr
Auf einen Blick – diese Länder zahlten 2010 am meisten pro 100 kWh Strom:
1. Dänemark | 27,08 Euro |
2. Deutschland | 24,38 Euro |
3. Zypern | 20,20 Euro |
4. Belgien | 19,70 Euro |
5. Schweden | 19,60 Euro |
6. Österreich | 19,30 Euro |
7. Italien | 19,20 Euro |
8. Irland | 18,80 Euro |
9. Spanien | 18,50 Euro |
10. Niederlande und Malta | 17,00 Euro |
Diese Länder zahlten am wenigsten:
1. Bulgarien | 8,30 Euro |
2. Estland | 10,00 Euro |
3. Lettland und Rumänien | 10,50 Euro |
4. Griechenland | 12,10 Euro |
5. Litauen | 12,20 Euro |
6. Frankreich | 12,90 Euro |
7. Polen | 13,80 Euro |
8. Tschechische Republik | 13,90 Euro |
9. Slowenien | 14,30 Euro |
10. Großbritannien | 14,50 Euro |
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