Google beziffert seinen Stromverbrauch

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Mit der Nachhaltigkeit ist es so eine Sache. Die komplexen Zusammenhänge und globalen Verflechtungen machen es Unternehmen schwer, ihre Maßnahmen für einen umweltfreundlichen Geschäftsablauf exakt zu beziffern. Die Wissenschaft hat in den letzten Jahrzehnten zumindest einige Kennziffern entwickelt, die mittlerweile allgemein anerkannt sind: beispielsweise den CO2-Fußabdruck, der den gesamten Kohlendioxid-Ausstoß eines Produktes oder einer Aktivität zusammenfasst, oder das virtuelle Wasser, dass entsprechend die verbrauchte Wassermenge bezeichnet.

Stromzähler © P. C., fotolia.com
Stromverbrauch © P. C., fotolia.com

Je größer das Unternehmen, desto interessanter sind die Angaben zum Verbrauch – und desto wirkungsvoller sind erfolgreiche Bemühungen, diesen zu senken. Nun hat einer der größten Konzerne der Welt erstmals Zahlen zu seinem Stromverbrauch veröffentlicht: Google. 2010 verbrauchte das Unternehmen, zu dem neben der bekannten Suchmaschine unter anderem auch der E-Mail-Dienst Googlemail und die Videoplattform Youtube gehört, 2,26 Milliarden Kilowattstunden. Dies entspräche in etwa dem Verbrauch einer Stadt mit bis zu 200.000 Einwohnern. Die Funktion, mit der Google groß geworden ist, macht übrigens nur einen kleinen Teil davon aus. Die täglich mehr als eine Milliarde Suchanfragen würden mit etwa 12,5 Millionen Watt nur rund fünf Prozent des Stromverbrauchs verursachen.

Großer, aber effizienter Stromverbrauch

Warum Google bisher mit den Zahlen hinter dem Berg gehalten hat, bleibt offen. Während zdnet.de davon ausgeht, dass der Konzern Mitbewerbern keine Hinweise auf Nutzerzahlen und Wachstum geben wollte, spekuliert die Süddeutsche Zeitung, dass man vielleicht Kritik aus Reihen von Umweltverbänden fürchtete – oder schlicht kein passendes Datenmaterial zur Hand hatte. Dabei steht der Internetkonzern gar nicht schlecht da, obwohl die Zahlen zunächst einmal sehr groß erscheinen. Pro User würden die Server im Monat weniger Strom verbrauchen, als man bräuchte, um eine Glühbirne drei Stunden lang brennen zu lassen, so ein Vergleich vom Senior Vice President für die technische Infrastruktur, Urs Hölzle, in einem Blogbeitrag. Mittlerweile sei man außerdem ein CO2-neutrales Unternehmen. Das bedeutet, dass Google seinen CO2-Fußabdruck berechnen lässt und die entsprechende Menge an ausgestoßenem Kohlendioxid ausgleicht.

Nach eigenen Angaben betreibt Google einige der effizientesten Datenzentren der Welt, deren Energieverbrauch in etwa bei der Hälfte des üblichen Bedarfes liege. In Finnland sei vor Kurzem eine neue Einrichtung eröffnet worden, die über ein einzigartiges Kühlungssystem mit Seewasser verfüge. In einem Interview mit der New York Times verweist Hölzle außerdem darauf, dass die User selbst weitere Energie einsparen, da sie sich mit einer Google-Suche beispielsweise Fahrten zur Bibliothek sparen würden.

Google: Investitionen in erneuerbare Energien

Bei diesem Vergleich wird das eingangs beschriebene Problem deutlich. Wie will man die Einsparung genau beziffern? Und sollte dann nicht auch der Energieverbrauch bzw. der CO2-Ausstoß des Users mit einkalkuliert werden, insbesondere dann, wenn er seinen Rechner mit Atomstrom betreibt? Diese Ungenauigkeiten sind jedoch weniger dem Konzern anzulasten, als vielmehr der eingeschränkten Praktikabilität der Messmethoden.

Darüber hinaus investiert der Konzern weiterhin massiv in die Erforschung und den Ausbau erneuerbarer Energien. Bisher seien Investitionen in Höhe von rund 400 Millionen Dollar getätigt worden, wie Hölzle im Juni dem Handelsblatt berichtete. Welchen Anteil die Sorge um die Umwelt und das Image beim Verbraucher bei diesen Entscheidungen haben, wird nicht ganz klar.

Unbestritten ist, dass Google die Auswirkungen seines Stromverbrauchs ernst nimmt und Maßnahmen ergreift, um diesen zu verringern. Zum Teil geschieht dies jedoch sicherlich auch aus Eigennutz, da eine Senkung des Stromverbrauchs auch mit niedrigeren Stromkosten für das Unternehmen einhergeht. Darüber hinaus seien 90 Prozent der Investitionen in diesem Bereich gewinnorientiert, so Hölzle weiter. Man wolle erneuerbare Energien zwar unterstützen, doch sei das Hauptmotiv für die Finanzinvestitionen kommerzieller Natur.

Mehr zu den Klimaschutz-Maßnahmen und dem Umweltengagement von Google kann hier in englischer Sprache nachgelesen werden.

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