Biogas – Vorteile und Nachteile
Biogas hat sich in den letzten Jahren als wichtige Alternative und Ergänzung auf dem Markt regenerativer Energiequellen etabliert. Leider hat jedoch jede Medaille zwei Seiten. Daher sollte man sich über die Vorteile und Nachteile von Biogas bewusst sein.
Rohstoffe sind dauerhaft verfügbar
Ein großer Vorzug von Biogas besteht darin, dass die Ausgangsstoffe, beispielsweise Gülle und organische Abfälle, dauerhaft verfügbar und nicht von Witterungsbedingungen abhängig sind. Da man Biogas außerdem speichern kann, bietet es sich zum Ausgleich von Netzschwankungen oder zur Bereitstellung der Grundversorgung an. Darüber hinaus entfällt eine aufwändige und kostspielige Gasförderung, wie sie zum Beispiel bei der Gewinnung von Erdgas notwendig ist.
Einsparung von Transportwegen
Organische Abfälle und tierische Exkremente sind flächendeckend verfügbar, daher entfallen bei der Biogas-Nutzung lange Transportwege. Zusätzlich eröffnet die Biogas-Erzeugung Landwirten die Möglichkeit, zuvor ungenutzte Abfallprodukte wie Pflanzenreste zu verwerten oder gewinnbringend zu verkaufen. Im Vergleich zu anderen regenerativen Energiequellen besitzt das gewonnene Methan im Biogas eine hohe Energiedichte. Auch hinsichtlich umweltschädlicher CO2-Belastungen steht Biogas gut da. Der Prozess an sich ist CO2-neutral, da das freigesetzte Kohlendioxid aus der Atmosphäre selbst stammt. Allerdings sind Emissionen zu berücksichtigen, die bei der Gewinnung anfallen. Hierzu zählen zum Beispiel Transporte zu Biogas-Anlagen oder die Düngung von Feldern.
Unangenehm: Geruchsbelästigung und hohe Kosten
Ein Nachteil von Biogas-Anlagen sind die verhältnismäßig hohen Investitionen. Darüber hinaus ist die Komplexität solcher Anlagen nicht zu unterschätzen. Während des Vergärungsprozesses entstehen Gase, die bei unzureichenden Sicherheitsvorkehrungen gefährliche Schäden anrichten können. Im Vergleich zu Erdgas steht Biogas jedoch nicht unter extrem hohem Druck. Dies verringert einerseits die Gefahr von Explosionen, macht aber andererseits eine Verdichtung des Biogases notwendig, wenn es in das Erdgasnetz eingespeist werden soll. Auch auf lange Sicht ist der umsichtige Betrieb von Gas-Anlagen zwingend notwendig. Energieträger von Bio- und Erdgas ist Methan, das mitverantwortlich ist für den Treibhauseffekt. Der Austritt dieses Gases ist somit dringend zu vermeiden. In Umgebung von Biogasanlagen hört man immer wieder Klagen über intensive Geruchsbelästigungen. Die Geruchsentwicklung einer Biogasanlage hängt maßgeblich von den Einsatzstoffen, der baulichen Ausführung und von weiteren Bedingungen wie Windrichtung, Windhäufigkeit oder von der Umgebungsvegetation ab.
Folgen für Landwirtschaft und Umwelt
Einige der Hauptkritikpunkte richten sich gegen den größten Erzeuger der Ausgangsstoffe von Biogas: die Landwirtschaft. Der Anbau von Energiepflanzen, also Pflanzen mit hoher energetischer Verwertbarkeit, kann zu Monokulturen führen. Für den Landwirt ist es unter Umständen lukrativer, statt verschiedener Nahrungsmittel lediglich eine gut verwertbare Energiepflanze anzubauen. Dadurch werden weitere Nachteile, wie eine Belastung des Grundwassers, in Kauf genommen. Moralisch bedenklich ist zudem der Konflikt zwischen dem Anbau von Nahrungsmitteln und dem eventuell lohnenderen Anbau von Nutzpflanzen zur Energiegewinnung.
Auch bereits vorhandene Rohstoffe können problematisch sein. Besonders viel Mist fällt in großen Mastbetrieben an, die nicht nur von Umwelt- und Tierschützern kritisch gesehen werden. Es ist nicht anzunehmen, dass sie durch die Nutzung des scheinbar umweltfreundlichen Biogases Betreiber solcher Anlagen zu einem Nebenverdienst verhelfen wollen. Ebenfalls zu berücksichtigen ist, dass die bei der Gärung anfallenden Reste zwar als Dünger weiterverwendet werden können. Allerdings muss der Erzeuger eine ausreichende Fläche und genügend Lagermöglichkeiten hierfür nachweisen können, da im Winter keine Gülle ausgebracht werden darf.
Erdgas und Bio-Erdgas
Grundsätzlich sind sowohl Erdgas als auch zu Erdgas aufbereitetes und veredeltes Biogas gegenüber anderen Energieträgern wie Öl umweltfreundlichere Energielieferanten. Gegenüber Heizöl setzt Erdgas weniger schädliche Emissionen frei. Gleichwohl haben die Umstände der Gewinnung und Aufbereitung großen Einfluss auf die Umweltbilanz. Erdgas ist ein fossiler Brennstoff und besteht aus organischem Material, das sich im Verlauf von Jahrmillionen verdichtet hat. Es ist somit nicht reproduzierbar, was Biogas nachhaltiger erscheinen lässt. Zudem muss konventionelles Erdgas meist durch aufwendige Bohrungen gefördert und über weite Strecken transportiert werden. In den Erdgas-Kraftwerken schließlich liegt der CO2-Ausstoß bei der Stromerzeugung wissenschaftlichen Studien zufolge zwar unter den Werten von Stein- oder Braunkohle-Kraftwerken, allerdings noch weit über den Werten von beispielsweise Wasserkraftwerken.
Biogas wird dagegen die mit Abstand beste CO2-Bilanz bescheinigt. Die Weiterverarbeitung des Energieträgers kann den CO2-Gehalt in der Atmosphäre rechnerisch sogar senken – aber nur, wenn die im Prozess entstehende Wärme ebenfalls genutzt wird. Des Weiteren sind Biogas-Anlagen aufgrund hoher Investitionskosten erst ab einer bestimmten Größe wirtschaftlich. Zur effizienten Auslastung benötigen sie Rohstoffmengen, die nicht allein durch die örtliche Landwirtschaft gedeckt werden können. In der Folge werden diese per Lkw über Strecken von 50 Kilometer und mehr zur Anlage transportiert.
Biogas gleich Ökogas?
Neben Biogas haben einige Anbieter auch sogenannte Ökogas-Tarife im Programm. Die Bezeichnung bezieht sich jedoch nicht auf die Zusammensetzung des gelieferten Gases, das bis zu 100 % aus konventionellem Erdgas bestehen kann. Vielmehr garantiert der Anbieter entweder eine Beimischung von bis zu 20 Prozent Biogas. Alternativ oder zusätzlich verspricht er, die verbrauchte Gasmenge CO2-neutral anzubieten. Dies kann beispielsweise durch den Kauf von Emissionszertifikaten oder die Förderung von regenerativen Energiequellen erfolgen. Der Kunde unterstützt somit durch seinen Gasverbrauch Projekte und Anlagen, die zukünftig zu einem größeren Angebot von umweltfreundlichem Gas beitragen sollen.
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