Immer mehr Stromsperren in Deutschland

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Stromsperren: 600.000 Haushalten wurde schon der Strom abgedreht

In Deutschland sitzen immer mehr Verbraucher wortwörtlich im Dunkeln. Angesichts steigender Strompreise sind die Menschen zunehmend nicht mehr in der Lage, ihre Rechnungen zu bezahlen. Die Folge: Ihn wird der Strom abgedreht.

Rund 600.000 Haushalte sind inzwischen von Stromsperren betroffen. „Zehn bis 15 Prozent der Bevölkerung kämpfen damit, die stetig steigenden Energiekosten zu finanzieren“, erklärte der Vorstand der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, Klaus Müller, laut einem Bericht der ‚Welt am Sonntag‘.

Stromzähler © P. C., fotolia.com
Stromzähler © P. C., fotolia.com

Am stärksten schlägt sich die neue Energiearmut bei Geringverdienern und Rentnern wieder. Arbeitslosen geht es besser, da bei ihnen die Bundesagentur für Arbeit die Heizkosten zahlt. Aber auch Verbraucher höherer Einkommensklassen spüren die gestiegenen Preise. „Früher war Energiearmut ein Randphänomen, doch mittlerweile ist es für viele ein Alltagsproblem geworden“, so Müller. Es kann also jeden treffen.

Die Schattenseite der Energiewende

Um Stromsperren zu reduzieren, hat E.on-Chef Johannes Teyssen laut dem Nachrichtenmagazin ‚Focus‘ daher einen „Strom-Soli“ für Geringverdiener vorgeschlagen. Sie sollen einen Zuschuss zur Stromrechnung bekommen. Die Energiewende dürfe Strom nicht zum Luxusgut machen, so Teyssen.

Andere sehen allerdings nicht die Energiewende, also die Förderung erneuerbarer Energien, als Hauptverantwortlichen für den Preisanstieg. Laut ‚Focus‘ ist es der Staat, der über Steuern gut am Strom mitverdient und daher ein starkes Interesse an hohen Preisen hat. Fast die Hälfte des Strompreises setzt sich nämlich aus Steuern und Abgaben zusammen: Mehrwertsteuer und Ökostrom-Umlage, Konzessionsabgaben und Stromsteuer.

Vor allem im Bereich der Netznutzung sind höhere Kosten angefallen. Auch die Befreiung vieler Unternehmen mit hohem Stromverbrauch von der Zahlung von Netzentgelten treibt die Kostenschraube hoch. Die Kosten werden nämlich durch höhere Strompreise bei Privatkunden kompensiert.

Kritik von den Grünen

Vor allem Letzteres stößt der Opposition sauer auf. „Schwarz-Gelb hat stromintensive Betrieben bei den Netzentgelten massiv entlastet. Dieser Einnahmeausfall treibt die Kosten für Verbraucher und Mittelstand in die Höhe“, sagte die Grünen-Fraktionschefin Renate Künast der ‚Welt am Sonntag‘. Daraus entstehe eine bewusst organisierte „soziale Schieflage.“ Die Linkspartei forderte gar, das Abschalten des Stroms zu verbieten – eine Forderung, die wohl kaum umgesetzt werden wird.

Auch der Sozialverband VdK sieht die Entwicklung mit Sorge. Die Politik hätte bei ihren Entscheidungen zur Energiewende zu wenig die sozialen Komponenten bedacht. Es gebe immer mehr Reiche in Deutschland. Auf der anderen Seite gebe es immer mehr Menschen, die ihre Stromrechnungen nicht mehr bezahlen könnten.

Strompreise werden weiter steigen

Da ein Ende der Kostenspirale bei den Strompreisen nicht in Sicht ist, wird sich die Lage in den kommenden Jahren eher verschärfen als entspannen. Wie ein Onlineportal errechnet hat, sind die Stromkosten in einem Vier-Personen-Haushalt zwischen 2007 und 2012 um 25 Prozent gestiegen ist. Das bedeuten Mehrkosten von etwa 250 Euro im Jahr.

2011 stiegen die Preise um rund zehn Prozent. Im März und April 2012 erhöhten rund 200 Stromanbieter ihre Preise. Für zehn Millionen Haushalte bedeutet das etwa 3,5 Prozent an Mehrausgaben, berichtet das Verbraucherportal Verivox. 200 weitere Stromanbieter haben angekündigt, ebenfalls die Preise zu erhöhen.

Kunden von Grundversorgungstarif zahlen mehr

Am meisten stiegen die Preise für Kunden, die den Grundversorgungstarif gebucht haben. Sie Grundversorger, wie zum Beispiel die Stadtwerke, erhöhen ihre Preise in der Regel stärker als andere regionale oder überregionale Anbieter.

Aber auch Kunden des Energieriesen E.on mussten 2012 im Vergleich zu Kunden anderer Versorger übermäßig hohe Preisanhebungen wegstecken. Sechs von sieben Versorgungsgesellschaften des Großanbieters setzen im Juni ihre Preise rauf. Für Kunden des größten deutschen Stromanbieters bedeutet das: Rund 80 Euro mehr Stromkosten im Jahr.

So wie Kunden von Grundversorger-Tarifen sollten auch sie überlegen, ob ein Wechsel zu einem günstigeren Anbieter nicht ratsam wäre.

Tipp: Mit dem Stromtarifrechner finden Sie günstige Stromtarife.

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