Studie: Hartz 4 Empfänger können ihre Stromkosten nicht decken

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Bezieher von Arbeitslosengeld 2 können ihre Stromkosten nicht decken

Für viele Empfänger von Sozialleistungen wie Hartz IV gleicht es im Alltag einem Spagat, mit den bescheidenen finanziellen Mitteln alle notwendigen Ausgaben abzudecken. Eine Studie der Gemeinnützigen Gesellschaft für Verbraucher und Sozialberatung (GVS) im Auftrag des MDR hat nun ergeben, dass es eine Unterdeckung bei den im Hartz IV-Satz festgelegten Stromkosten gibt. Strom Sozialtarife werden zumeist erst gar nicht angeboten. Die Ergebnisse unterscheiden sich von Bundesland zu Bundesland, doch ist ihnen eines gemeinsam: Selbst bei der Wahl des günstigsten Anbieters reicht das vorgesehene Geld nicht. Betroffene sind doppelt gestraft, da oftmals noch nicht einmal der Wechsel zu einem günstigeren Anbieter möglich ist.

Stromzähler © Gina Sanders, fotolia.com
Stromzähler © Gina Sanders, fotolia.com

Lage in Mitteldeutschland besonders prekär

Nach Angaben der GVS, die für die Studie Strompreise in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen untersuchte, fehlen einem Single-Haushalt bis zu 177 Euro im Jahr zur Begleichung der Stromkosten. Bei einem vierköpfigen Familienhaushalt liege der Fehlbetrag je nach Bundesland zwischen 346 und 524 Euro. Alleine in Mitteldeutschland würden sich diese Werte auf eine Unterdeckung in Höhe von 70 Millionen Euro jährlich summieren. Weiter heißt es, dass das Problem bundesweit bestehe, in der untersuchten Region allerdings verstärkt auftrete. In Mitteldeutschland gebe es sowohl überdurchschnittlich viele Hartz IV-Empfänger als auch verhältnismäßig hohe Strompreise.

Der Gedanke liegt nahe, dass betroffene Leistungsempfänger zumindest zu einem günstigeren Stromanbieter wechseln sollten. Damit kann die finanzielle Lücke zwar auch nicht geschlossen werden, aber immerhin würde der persönliche Schuldenberg nicht so schnell anwachsen. Doch auch dieser Ausweg bleibt den meisten Betroffenen verwehrt, da private Anbieter vor Vertragsabschluss in der Regel eine Bonitätsprüfung durchführen. So bleiben nur noch die kommunalen Grundversorger als Alternative – und die fallen selten durch besonders günstige Tarife auf.

Steigende Strompreise verschärfen Situation für Harz4 Empfänger

Auch finanziell gut gestellte Haushalte mussten sich in den letzten Jahren mit steigenden Strompreisen auseinandersetzen. Es ist davon auszugehen, dass diese Entwicklung, zumindest vorläufig, anhält. Für die Betroffenen bedeutet dies, dass sich die Schere zwischen Stromkosten und den verfügbaren finanziellen Mitteln weiter öffnet, wenn nicht gegengesteuert wird. Die diskutierten Lösungsvorschläge reichen von einer Anpassung der Regelsätze bis zu Zuschüssen für energiesparende Haushaltsgeräte.

Momentan bleibt vielen Hartz IV-Empfängern offenbar nichts anderes übrig, als an anderer Stelle zu sparen. So äußert der Paritätische Wohlfahrtsverband gegenüber dem MDR die Befürchtung, dass Leistungsempfänger bei Essen und Kleidung Abstriche machen, um ihre Stromrechnung bezahlen zu können. Ob dies gesamtwirtschaftlich sinnvoll ist, sei dahingestellt.

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